Holkestad-Nygardsjoen-Holkestad

Für unsere lange Anreise wählen wir dieses Mal die kürzere Variante und fliegen über Oslo
nach Bodø. Aus der Luft sehen wir weiss verschneite Berge, auch die Seen sind noch vereist
und schneebedeckt. In Bodø empfängt uns kalter Wind und Sonne. Nach einer Übernachtung
geniessen wir die Fahrt auf der uns bekannten Strecke mit dem Hurtigbåt bis Bogøy.
Unsere Freunde Rune und Astrid holen uns von der Fähre ab. „Namida“ liegt am Steg und hat
den Winter im Wasser gut überstanden. Wir sind froh, dass innen alles trocken ist. Nur eine
Persenning ist beschädigt. Ringsum sind die Berge noch schneebedeckt, Wiesen und Felder
werden langsam grün. Immer wieder sehen wir junge Elche, Seeadler nisten in den Felsen, die
Vielfalt der Vögel hier ist faszinierend. Bereits jetzt ist es 24 Stunden hell.
Ein Sliptermin auf der Nachbarinsel wird kurzfristig abgesagt, da das Schiff vor uns zu grossen
Tiefgang hat, um eingewassert zu werden. Der nächste Termin kann erst auf die nächste
Springtide in etwa 21 Tagen angeboten werden. Nun warten wir auf den nächsten Termin und
suchen nach einer Alternative und nutzen die Zeit, an unserem Schiff zu arbeiten. Wir
geniessen die Gastfreundschaft in Holkestad auf dem Bauernhof und helfen beim Holzen und
die neue Küche zusammenbauen – ein grosses IKEA-Puzzle.
Rune bekommt den Tip, dass 60sm entfernt, südlich von Bodø, in Nygårdsjøen ein für uns
passender Slip wäre. Zum Glück erhalten wir von dort rasch eine Zusage. Zwischen den
Tieffronten nutzen wir ein Fenster mit weniger starkem Nordwestwind. Die 50sm bis Bodø
lassen uns die „dirty coast“ spüren. Viele kleine Inseln und Felsen, Riffe unter Wasser. In den
Boen haben wir bis 28kn Wind, die zum Teil hohen Wellen bringen den Autopiloten an seine
Grenze und wir steuern von Hand. Nach 12h sind wir froh um den sicheren Hafen Bodø und
eine ruhige Nacht. Am nächsten Tag sind die letzten 10sm bis nach Nygårdsjøen unter Motor
eine Kleinigkeit.
Auswassern, Aufbocken, Unterwasserschiff schleifen, Grundieren und Antifoulinganstrich
aufbringen, ist in diesem kleinen Hafen für uns optimal. Die Leute der Marina sind sehr
freundlich und hilfsbereit. Der Rumpf sieht nach einem Jahr im Wasser nicht schlecht aus. Er
wurde als Laichgrund benutzt. Neben den Seepocken spülen wir tausende Fischlarven mit dem
Hochdruckreiniger weg, möglicherweise Dorschlaich. Auf dem Gelände arbeitet auch das Team
der „Kelpinor“, einem jungen Startup-Unternehmen. Hier bauen sie an ihrer Wasch- und
Trocknungsanlage für geerntete Kelpalgen, die zu Nahrungs- und Futtermittel weiterverarbeitet
werden sollen. Eine der Algenplantagen ist auf der Nachbarinsel. Beim Kaffee erfahren wir mehr
über das interessante und erfolgsversprechende Projekt.
Nachdem die Sonne gezeigt hat, dass sie auch im Norden die Temperatur auf wohlige 25°
bringen kann, rauscht die nächste Sturmfront drei Tage über uns hinweg. Sie bringt Regen,
Graupelschauer und tiefe Temperaturen, knapp über null Grad. Die Berge sind wieder weiss
eingeschneit. Wir sind froh um einen kleinen Elektroofen an Bord, der mit Landstrom etwas
wärmt.
Am Pfingstsonntag laufen wir nochmals Holkestad an. Wir erwarten Post von Zuhause und eine
Ersatzteillieferung. Bei tiefen Temperaturen und Regen legen wir am kleinen Steg im Holkestad
an. Die nächsten Tage bringen viel Regen, Schnee und Orkanboen. Wir schätzen uns glücklich,
bei unseren Freunden in der warmen Stube zu sein und führen viele Gespräche. Glücklich ist
Matthias, die Werkstätten benutzen zu dürfen und die IKEA-Küche nimmt Gestalt an.
Der Abschied ist sehr herzlich und fällt nicht leicht.

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