Ålesund-Trondheim

Ålesund bleibt uns mit Strassenlärm, Auspuffabgasen und vielen flanierenden Passagieren von drei Kreuzfahrtschiffen, die gleichzeitig angelegt haben, in Erinnerung. Die schöne Stadt ist sehr auf diese Tagestouristen ausgerichtet. Wir steigen über 481 Stufen zum «Aksla», dem dominanten Ausblickspunkt, hinauf. Von dort haben wir im Abendlicht einen schönen Ausblick über die Berge des Geirangerfjords und die Felsenkuppen der ganzen Inselwelt. Die Silhouette erinnert an Rio de Janeiro, bloss ist es hier deutlich kühler.

Da eine unserer Gasflaschen leer ist, müssen wir für Ersatz sorgen. Norwegen hat eine eigene Norm, nicht die der EU. Wir bekommen gute Tipps, werden aber auch im Spezialgeschäft für Caravan-Ausrüstung weit ausserhalb der Stadt nicht fündig. Ein netter Norwegen fährt uns im strömenden Regen zu einem anderen Gashändler und einem guten Werkzeugladen – ohne Erfolg. Letztendlich entscheiden wir uns für den Kauf einer norwegischen Flasche mit passendem Druckreduzierventil und Matthias passt den neuen Anschluss an.

Wir erleben die Norwegerinnen und Norweger als sehr hilfsbereit und freundlich. Meist wollen sie wissen, ob wir den ganzen Weg aus der Schweiz mit dem Boot gefahren seien. Von anderen Seglern erhalten wir eine Reihe guter Tipps. Hier wundert man sich, wie oft Schweizer in diesem doch anspruchsvollen Fahrwasser unterwegs sind. Heute wurde uns versichert, dass je höher wir in den Norden kommen würden, die Gastfreundschaft zunehmen werde. Wir fühlen uns in diesem Revier auch immer sicherer und mit den örtlichen Verhältnissen vertrauter.

Von Alesund aus segeln wir zur Insel Finnöy, der kleine, enge Hafen spricht uns sofort an. Die Züge des ehemaligen Fischerhafens sind noch gut erkennbar. Im kleinen Museum mit einem, im Ort vor über 100 Jahren konstruierten und produzierten 2-Zylinder Diesel-Motor können wir einen Start live miterleben. Die Maschine trieb einst eine Fähre an, die Waren und Passagiere zwischen den Inseln transportierte.

«Namida» erhält neue Spritzpersenninge und der Gennacker findet an der Reeling in einer Tasche seinen Platz. Damit verändert sich das Aussehen deutlich.

Wir überlegen, wie wir das nächste Kap umrunden können, vorgelagert sind unzählige Riffs, die „Hudstadvika“ zählt zu den gefährlichen Seegebieten Norwegens. Die Windprognose ist für uns günstig, ebenso die für Wellen und Dünung und wir starten kurzentschlossen die Traverse unter Motor. Mit gutem Abstand von der Küsten, etwa ab 100m-Wassertiefe, ausserhalb der vielen Untiefen, folgen wir der Küstenlinie nordwerts. Das Grosssegel dient zur Stütze gegen die Dünung und verringert das Geschaukel. Nach etwas 4 Stunden erreichen wir die traumhaft schöne Schäreninsel Haholm am bekannten Atlanterhavsveien (Panoramastrasse) mit den vielen geschwungenen Brücken.

Haholm ist eine ehemalige Fischersiedlung mit grasbewachsenen Dächern. Das urige, dunkle Wirtshaus „Havnkrok“ aus altem Fachwerk, lässt diese Zeit spürbar werden. Die ganze Insel wird als Hotel geführt und ist bei Kajak-Touristen beliebt. Imposant auch eine Ausstellung der «Saga Siglar» einem Nachbau eines Wikinger-Lastenseglers (Holz, 16.5m x 4.8m, 1.3m, 16t), mit dem eine Crew 1983 bis 1986 über die Färöer, Island, Grönland bis New York segelten und weiter durch den Panamakanal nach Sydney und durch den Suezkanal ins Mittelmeer und über die Ostsee zurück nach Norwegen. Die Weltumsegelung wurde an der Insel Gursköya, südwestlich von Ålesund beendet. 1992 sank das Schiff in einem Sturm im Mittelmeer, ein Teil der Bugpartie wird auf der Insel ausgestellt.

Unser weiterer Weg führt durch die „Trondheimsleia“ bis Brekstad am Eingang des Trondheimfjords. Bei schönem Wetter, aber wegen fehlendem Wind meist unter Motor.

Trondheim erreichen wir mit der Schnellfähre. Bei schönem Sommerwetter bummeln wir durch die Altstadt. Es ist Olavsfestival, wir schlendern und probieren uns durch einen Streetfootmarkt mit allen erdenklichen lokalen Spezialitäten.

Den mächtigen Dom bestaunen wir mit vielen anderen Touristen. Die nördlichste gotische Kirche, die sich drehende Welt von heute – eine Kombination, die nicht nur fürs Fotoauge faszinierend ist.

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