Farsund – Ålesund

Winde aus Süden können wir gut nutzen und kommen endlich zügig Richtung Norden voran. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen erreichten wir Tananger und Stavanger. Miri, eine Freundin, reist an und weiter gehts zu dritt. Regenschauer wechseln nun mit sonnigen Abschnitten, der kleine, von Häusern umschlossene, enge Hafen in Skudeneshavn empfängt uns mit Festivalsound. Im nächsten Hafen werden wir, kaum festgemacht, zu einem Konzert mit einem lokalen Sänger eingeladen – die Norweger mögen es musikalisch. In einer schönen Ankerbucht wagen wir uns endlich ins Wasser, keine Nesselquallen in Sicht, dafür ist die Wassertemperatur bei 17° kalt.

Die Etappe nach Bergen führt uns durch kleine Fjorde, auf die vielen schnellen Fähren müssen wir gut achtgeben. Bergen erleben wir an einem seiner 300 Regentage im Jahr und werden richtig nass.

Die Zeit mit Mirjam ist schnell um, an einem privaten Steg, nahe einer nahegelegenen Busstation können wir sie absetzen und sie reist von dort mit Bus, Zug und Flugzeug in die Schweiz zurück. Die gute Gesellschaft haben wir genossen. Nur zu zweit sind wir in unserem Rhythmus unterwegs und geniessen das ebenfalls.

Unser nächstes Ziel ist die kleine, flache Insel Fedje, am äussersten Schärengürtel. Mit acht Booten ist der Hafen bereits voll besetzt. Eine lokale Destillerie hätten wir gerne besucht, sonntags ist sie geschlossen.

Im Morgengrauen sind wir wieder unterwegs. Die Küste ist wild und rau, hohe schroffe Berge in ganz unterschiedlichen Formen, vom Gletschereis geschliffen. Die Formen der Felsen sind faszinierend, dass dazwischen kleine Siedlungen auftauchen, ist schon fast ein Wunder. Kaum sehen wir noch andere Segler, dafür treffen wir in vielen Buchten Fischfarmen an. Skurril, wie die Fische in ihren runden Netzburgen springen. Regelmässig tauchen die Hurtigruten-Passagierboote auf, die auch innerhalb der Riffe, ihrer Route souverän folgen.

In Florø, einem grösseren Ort müssen wir den passenden Wind für die nächste Etappe abwarten. Ein Regenschauer nach dem anderen entleert sich über uns. Der Nordwind bringt kühle 14°, unsere Kleider werden klamm, unsere Finger sind kalt, dagegen hilft nur die warme Decke in der Koje. In kurzen Abständen legen kleine Schnellfähren an, die zwischen den Inseln unterwegs sind. Wir spüren es an der Bewegung und hören es am Schwell, der an unser Heck klatscht und Namida zum Tanzen bringt.

Das Meer vor dem westlichsten Kap «Stattlandet» gilt wegen Wind und Strömungen als besonders gefährlich. Grund dafür sind die steilen Unterwassergebirge. Strömungen, vom Wind erzeugten Wellen und die Dünung, oft aus unterschiedlichen Richtungen, können das Wasser zum «Kochen» bringen. Wir müssen uns fünf Tage gedulden, bis sich die Verhältnisse für uns einigermassen günstig zeigen. Wir entschliessen uns, die 90sm am Stück zu segeln und rechnen mit 18 Stunden über die Nacht. Unsere Berechnungen stimmen, das Wetterfenster ist uns gnädig. Die lange Fahrt hat uns, vor allem wegen der uns seitlich treffenden Dünungswelle, zugesetzt. Beim Anlegen gegen 06 Uhr in Ålesund, begrüsst uns die Sonne, ein freudiges Ereignis.

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